Schütze mich vorm Freiheitswahnsinn!

Dieser Artikel liegt schon seit 4 Monaten auf meinem Schreibtisch. Als Franzose bin ich ein geborener Liebhaber der Freiheit. Ich brauche, ich will, ich liebe meine Freiheit!

Ich liebe es, frei zu wählen, was ich anziehen, essen, trinken, einkaufen möchte. Ich liebe es, frei zu wählen, welchen Film ich sehen möchte. Ich liebe es, frei zu wählen, welchen Weg ich fahre, um an mein Ziel zu kommen. Ich liebe es, frei zu wählen, welche Musik ich hören möchte, wann und wie laut. Ich liebe es, frei zu wählen, welches Buch ich lesen möchte. Ich liebe es, frei zu wählen, was ich tun oder nicht tun will. Ich liebe es, frei zu wählen…

Nun musste ich aber lernen, dass frei zu wählen nicht automatisch bedeutet, dass man kann, oder darf, und in manchen Situationen vielleicht sogar sollte! Vor ein paar Jahren wäre ich als Franzose noch auf die Barrikaden gegangen, denn wie kann es sein, dass ich nicht frei wählen darf, oder kann, geschweige denn soll?!

Es gibt Situationen, in denen ich etwas aus bestimmten Gründen, z. B. aufgrund der Gesetze des Landes, in dem ich mich befinde, nicht tun darf, obwohl ich es gerne tun würde. z. B. fahre ich gerne sehr schnell auf der Autobahn. Es ist toll, dass ich in Deutschland (noch) auf bestimmten Autobahnen ohne Limit fahren darf. Das genieße ich sehr. ABER es gibt bestimmte Autobahnabschnitte, auf denen die Geschwindigkeit begrenzt ist. Das ist per Gesetz geregelt. Oder wenn ich nach Frankreich fahre, kann ich (leider) nicht so schnell fahren, wie ich es gerne möchte. Sicher kann ich es tun, aber es könnte teuer werden. Wenn ich einen Unfall verursache, könnte ich sogar mit einer Gefängnisstrafe rechnen. D.h. ich kann frei entscheiden, wie schnell ich fahre, aber ich muss auch bereit sein, mit den Konsequenzen zu leben. Ich kann sicherlich auf die Barrikade gehen und der französischen Polizei erklären, dass ich in Deutschland schneller fahren darf. Ich glaube nicht, dass es sie interessieren wird. Dennoch steht es mir frei, dies zu tun.

Es gibt auch Situationen, in denen ich frei bin, etwas zu tun oder nicht zu tun. Wie ich oben geschrieben habe, bin ich frei zu wählen, was ich esse und trinke. Aber nicht alles ist gut für meine Gesundheit und meinen Körper. Auch die Kombination von bestimmten Getränken mit bestimmten „Medikamenten“ (von denen ich frei bin, sie zu nehmen oder nicht zu nehmen), kann tödlich sein. Aber ich bin frei zu wählen, ob ich die Finger davon lasse oder nicht.

Aber es gibt auch Situationen, in denen ich frei bin, aber geschützt werden sollte. Geschützt vor falschen Entscheidungen. Geschützt vor mir selbst. Es gibt Situationen, in denen ich so wütend werde, dass ich kurz davor bin, einen schweren Fehler zu machen. Wie gut ist es, dass ich vor mir selbst geschützt bin. Dieser Schutz kann sehr unterschiedlich aussehen. Es kann die Angst in mir sein. Es kann mein Gewissen sein. Es kann Schamgefühl sein. Es können geliebte Menschen sein, die mich kennen und lieben. Aber letztendlich kommt dieser Schutz von meinem Gott. Er beschützt mich und dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Was ist also die Schlussfolgerung? Freiheit ist ein Grundrecht und ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen. In manchen Situationen sollten wir jedoch vor der Freiheit geschützt werden, entweder einen großen Fehler zu machen oder uns und andere in Gefahr zu bringen.

Wir sind manchmal – wie ich derzeit in unserer Gesellschaft beobachte – so freiheitsverblendet, dass wir jede Art von Schutz als Einschränkung unserer Freiheit sehen. Spätestens hier wird uns unser Grundrecht und Grundbedürfnis nach Freiheit zum Verhängnis und Wahnsinn.

Ich bete, dass Gott uns vor diesem Freiheitswahn bewahrt, damit wir SEINE Freiheit wirklich entdecken und erleben können.

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